Kunsttherapie für Hochbegabte

Hochbegabt ist ein Mensch, wenn er einen IQ von über 130 hat. Nun kann man über IQ-Tests Verschiedenstes denken. Dass es aber Menschen gibt, die sehr intelligent sind, dazu vielleicht (wenn sie Glück oder Pech haben, je nachdem) noch hochsensibel, das ist klar. Und um das hier einmal deutlich zu sagen: das ist keine Wertung. Hochbegabte Menschen sind nicht besser oder schlechter als andere.

Ich mag sie einfach, sie interessieren mich, ich bin eine Hochbegabten-Flüsterin, ein paar Menschen in meiner nächsten Umgebung haben quasi “den Stempel” drauf, einen IQ von (weit) über 130, sind Mensa-Mitglieder (der Verein für Hochbegabte). Ich selbst habe nieeinen IQ-Test gemacht, hatte wohl das Gefühl mit meinen spezifischen Talenten als Künstlerin und Kunsttherapeutin hier nicht erfasst zu werden, aber ich wertschätze und verstehe meine hochbegabten Freunde und Seelenverwandten und Klient*innen und bin auch von “anders hochbegabten” Menschen umgeben, solchen, mit speziellen Begabungen im musischen, sprachlichen oder bildnerischen Bereich, manchmal mit überschneidenden (Hoch)Begabungen.

Hochbegabte haben spezifische Problemfelder. Das sind Zweifler, oft mit Imposter Syndrom, ständig sich weiterentwickeln wollend, oft unpopuläre Meinungen vertretend, ständig schwankend zwischen Unterlegenheits- und Überlegenheitsgefühlen. Unter Hochbegabten gibt es unterschiedlichste Typen: sehr erfolgreich bis totaler Underdog. Viel hängt davon ab, ob dieser hochbegabte Mensch als Kind zumindest einen Menschen, einen Lehrer hatte, der ihn sah, verstand, ermutigte, der offen war für die vielleicht unkonventionellen Beiträge diese Kindes. Hochbegabte Menschen entwickeln sich schneller weiter, verändern sich schneller als ihre Umgebung, überholen daher oftmals ihre Kollegen und Freunde, das ist für keine Seite angenehm und schnell kann es passieren, dass man sich als Hochbegabte einfach “falsch” fühlt. Imposter Syndrom (also das Hochstapler-Syndrom), Borderline-Störung und Asperger (liebevoll und wohl zutreffend was die Befindlichkeit in der Welt angeht von Betroffenen “Alien-Syndrom” genannt) sind angrenzende, oft überschneidende “Störungen”. Die Bücher von Andrea Brackmann: Ganz normal hochbegabt und Jenseits der Norm - Hochbegabt und Hochsensibel? waren eine Erleuchtung und Erleichterung und sind eine große Empfehlung von mir für Sie, wenn Sie das Gefühl haben, es zieht Sie hin zu dem Thema.

Ein Problem im europäischen Raum ist, dass Hochbegabung nicht unbedingt so sehr gefragt ist, nicht unbedingt im Lebenslauf weiterhilft wie andererseits zb in Amerika. Bei uns ist immer noch der Durchschnitt das Ideal. Der Hochbegabte eckt an. Fühlt sich unverstanden und letztlich unerfüllt, wenn er seine besonderen Begabungen nicht ausleben kann, wenn sie verkümmern.

Dazu passend das Ergebnis einer Studie: Menschen erkennen diejenigen als Autorität an, deren IQ 10 Prozentpunkte über dem eigenen liegt. Da Intelligenz aber entlang einer Gaußschen Glockenkurve verteilt ist - das heißt, in der Mitte sind die meisten, an den Rändern des Spektrums die wenigsten Menschen vertreten - heißt das weiter, dass die Mehrheit einen IQ von 100-110 hat, daher Menschen mit einem IQ von 110-120 als Autorität anerkennt und nicht unbedingt den/die Hochbegabte(n). Der, die Hochbegabte ist zu schrullig, zu merkwürdig, zu laut, zu leise, zu verrückt, zu anders, zu abweichend jedenfalls von dem Bild, dass sich der Durchschnitt von einem Leader macht, das der Durchschnitt als Vorbild, als erfolgreich sieht.

...overly intelligent leaders tend to put off potential followers by (a) presenting "more sophisticated solutions to problems [which] may be much more difficult to understand", and by (b) using "complex forms of verbal communication[and] expressive sophistication [that] may also undermine influence", and (c) come across as too "cerebral" making them more likely to be seen as an "outsider" and not "one of us."

- Dean Keith Simonton, psychology professor, University of California

Spezifischer noch ist das “Problem” der Hochbegabung bei Frauen. Hier ist Hochbegabung noch seltener erkannt und gefördert worden. Das hat natürlich Tradition, das hat Geschichte. Und jeder Mensch, der seine Begabungen nicht voll ausleben kann ist ein Verlust für die Gesellschaft.

Warum Kunsttherapie bei Hochbegabung?

Weil viele Hochbegabte in vielen Bereichen offen und talentiert sind. Weil es eine erleichternde und ergänzende Sache sein kann, sich in Bereichen jenseits der Sprache zu bewegen, beziehungsweise in diesen anderen Sprachen, die die Kunst zu bieten hat, dazu geeignet, Unbewusstes zugänglich zu machen, Bereiche, in denen man die Maske ablegen kann, nicht mehr scheinen muss, nichts mehr beweisen muss, einfach schöpfen darf aus sich selber.

Als Kunsttherapeutin halte ich mich nicht mit Tests auf, Diagnosen sind nicht mein Bereich. Ich kann Ihnen eine geschützten Raum anbieten, in dem Sie die Erfahrung machen können, verstanden zu werden und sich selber neu zu verstehen. Ich arbeite mit Ihnen an Ihren Möglichkeiten, Ihren Begrenzungen und an einem holistischeren, erfüllenderen Selbstbild; ich kann Ihnen helfen, zu sich zu stehen; Bereiche, die von Ihnen als schwierig empfunden werden (weil aneckend in dieser Welt oder vermeintlich keine Platz habend) als Schätze zu erkennen. Ungreifbares, Unverständliches überhaupt erst formulierbar zu machen, anschaubar, anpackbar.

Die Kunsttherapie-Sitzung

Wie kann ich mir eine Kunsttherapie-Sitzung vorstellen?

Eine Kunsttherapie-Sitzung läuft meist so ab, dass wir zuerst sprechen werden (vergleichbar einem Psychotherapie-Setting) um das momentan drängendste, wichtigste Anliegen herauszuarbeiten. Dabei werde ich auch mit einem “dritten Ohr” lauschen, ich werde darauf achten, wie ident Sie mit dem Gesprochenen sind, welche anderen, vielleicht verborgenen Gefühle, Ängste, Hoffnungen darunter, dahinter liegen, was ihre Körpersprache, ihre Atmung dazu sagt und wie sie sich beim Sprechen verändert. Anhand des aufgespürtenThemas werde ich eine bestimmte, mir dazu am geeignetsten erscheinende Technik vorschlagen (das kann therapeutischen Schreiben sein, Malen, Zeichnen, Gestalten mit Ton, Imagination, Traumarbeit, ...) um in die Tiefe gehen, Einblick zu nehmen und zu verwandeln. Während der Gestaltung werde ich Sie mit meinen Fragen halten und danach werden wir uns die Gestaltung gemeinsam ansehen. Bei diesem Prozess sehe ich mich als Begleiterin und als Übersetzerin zwischen Unbewusstem und Bewusstem.

Das Wunderbare an der Kunsttherapie ist für mich, dass man sich als selbstwirksam erfährt (Empowerment!), nicht bloß als passiven Patienten. Denn Sie sind es, die/der gestaltet, Sie sprechen über die Gestaltung zu sich selber, Sie erkennen, Sie können verändern. Die Kunsttherapie ist also richtig für Sie, wenn Sie ein bisschen Mut mitbringen, das ist alles, was es braucht. Mut und die liebe (und von mir mittlerweile wertgeschätzte) Freundin Verzweiflung, denn sie ist es, die oftmals den Anstoß gibt, ins Tun zu kommen und etwas zu verändern.

Weiterführende Artikel auf meinem Blog: