Was bedeutet die Kunst in der Kunsttherapie?
“Kunst der Kunsttherapie kommt nicht von Können; sie bedeutet nicht, dass Sie in der Technik oder in der Ausübung der Kunst versiert sein müssen (das kann sogar teilweise behindernd sein, wie die Künstlerinnen unter uns wissen); die Kunst in der Kunsttherapie meint ein Anders-sehen-Lernen, ein Anders-Wahrnehmen. Das Potential der Kunst wird hier nicht auf eine Technik beschränkt, sondern meint eine Haltung, eine Art des Wahrnehmens: zum Beispiel ein Wahrnehmen von Raum. Das Wahrnehmen der Verbindung von Innerem (Körperempfindungen, Gefühle, Erfahrungen) mit Äußerem (Materialien, Natur, Geräusche...). Das Wahrnehmen, wie Sinneseindrücke verbunden sein können mit Farbempfindungen. Das Wahrnehmen davon, wie ein bestimmtes Gefühl nach einem bestimmten Ausdruck, einer bestimmten Geste, einer bestimmten Form verlangt. Das Wahrnehmen dessen, dass sich ein Widerstand ein anderes Material sucht, um sich auszudrücken, um ihm in Form einer Gestaltung begegnen zu können als eine kleine, zarte Freude.”
- Auszug aus meinem Buch: Ein neuer Blick auf mich / Kunsttherapie als Selbsterfahrung (Gallnbrunner, Schediwy, Bugelnig-Berger, Reis; Maudrich Verlag Facultas 2016)